Bekannte Lieder in neuem Gewand
Ein halbes Dutzend Chöre begeistert die gut gefüllte Jagstauenhalle mit einem bunten Melodienreigen. Von Hans-Peter König
„Frau Musika“ (Martin Luther) fühlt sich in Jagstheim besonders wohl, denn dort sind gleich drei Chöre beheimatet. Wenn dann auch noch von außerhalb drei weitere Chöre eingeladen werden, kann man von einem Großereignis sprechen, von einer „Chorparty“, wie es der Liederkranz Jagstheim nennt.
Einen unterhaltsamen Abend durfte das Publikum erwarten, das am frühen Samstagabend in die Jagstauenhalle geströmt war Diese Erwartung, die auch der Vorsitzende Hermann Richter, in seinem Grußwort zum Ausdruck brachte, wurde in vortrefflicher Weise erfüllt.
Geschickt war das Programm in Dreierblöcke aufgeteilt. Den Anfang machten die Jüngsten, die Hit-Kids des Liederkranzes Jagstheim, mit Kerstin Otts „Regenbogenfarben“, was das überaus wichtige Anliegen, tolerant zu sein, zum Ausdruck bringt. Mit verschiedenfarbigen Fähnchen winkten sie dem Publikum zu, was auch gleich begeistert aufgenommen wurde.
Auch bei den beiden nächsten Stücken „Und die Chöre singen für dich“ (Mark Foster) und „Singen wir ein Lied zusammen“ wurde mit ausgeprägter Gestik und Mimik sehr bewegungsintensiv gestaltet.
Schon vor dem zweiten Block mit zwei Udo-Jürgens-Stücken am Anfang und am Ende war „Der etwas andere Chor“ hinzugekommen. Sein erzählerisches Lied „Heute beginnt der Rest deines Lebens“ und das Schlagwortlied „Die Welt braucht Lieder“ kam bestens an. Pinks „Cover me in Sunshine“ war sehr melodisch und wurde zusammen mit den Hit-Kids interpretiert. Mit Andreas Gabaliers Jodellied „Hulapalu“ wurde eine akzentuierte chorische Version dargeboten.
Nach Magdalena Dratwa und Juliana Hayer am Klavier übernahm nun Rosalinde Bauer für den Stammchor des Liederkranzes Jagstheim die Chorleitung. Auch hier war die Auswahl kontrastreich: Dieter Bohlens „Ein schöner Traum“ wurde getragen und doch beschwingt mit viel Dynamik interpretiert. Sehr flüssig – an die Version der Comedian Harmonists“ erinnernd – erklang dann das „Veronika, der Lenz ist da“, dem sich das nachdenkliche Lied „Danke für in die Lieder“ in deutscher Version von ABBA anschloss.
Beim vierten Teil hätte man ein „Traditional“ erwarten können. Aber der Männerchor Ruppertshofen-Leofels unter der Leitung von Monika Förnzler gab überraschende neue Arrangements zum Besten. „Jetzt gang i ans Brünnele“ erklang gänzlich unverstaubt in Schnell-langsam- und Laut-leise-Versionen. Noch dynamischer, lautmalerischer und überraschender hörte sich das „Lauf, Jäger, lauf“ an, ehe zum Abschluss des ersten Teils das Shanty „What shall we do with the drunken sailor?“ – an Santiano erinnernd? – erklang.
Michael Pratz, Leiter des „Modern Music Chorus“ aus Honhardt animierte das Publikum mit Voxclubs „Wenn der Maibaum“ zum Mitstampfen und Mitklatschen, bevor Versionen von Queens „Crazy little thing called Love“, Neil Diamonds „Sweet Caroline“ und „You never walk alone“ (von Richard Rogers und Oscar Hammerstein) in getragenen Versionen, zum Teil mit Gitarre begleitet, die Zuschauer in andere Welten entführten.
Das tat auch Wolfgang Schmid mit seinem Chor „Klangkörper“ aus Crailsheim, denn er machte mit „Va, pensiero“, auch als Gefangenen- und Freiheitschor bekannt, von Guiseppe Verdi einen Ausflug in die Welt der Oper. Als Kontrast diente „Sentimental Journey“, die Reise nach Hause. Das Gospel „Kumbaya“ – „Komm zu uns, Herr“ – in einem Arrangement des Chorleiters selbst eröffnete religiöse Dimensionen.
„Der etwas andere Chor“ war dann noch einmal an der Reihe: Nenas „Ich geh mit dir bis ans Ende der Welt“ (Leuchtturm), „Ich bin ein Dorfkind, darauf bin ich stolz“ (Dorfrocker) und das Spiritual „Let my light shine bright“ wurden erneut kontrastreich und stimmig dargeboten.
Alle Chöre gemeinsam sangen mitsamt dem Publikum den Kanon „Singen macht Spaß, ehe „Mit 66 Jahren“ ein Lied für ein „Geburtstagskind“ erklang. Welch großartige Chorparty!